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Die digitale Revolution der Wirtschaft als Chance nutzen!
Der bekannte Oxford-Professor Viktor Mayer-Schönberger referierte und diskutierte auf Einladung von Wirtschafts- und Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl im Rahmen der Geist & Gegenwart-Dialogreihe über den tiefgreifenden Wandel, der sich aufgrund der Digitalisierung in unserer Wirtschaft vollzieht. Dieser bietet große Chancen, aber auch Herausforderungen, denen sich Wirtschaft, Politik und Gesellschaft stellen müssen.
Die Digitalisierung und damit die Verfügbarkeit von umfassendem Datenmaterial bietet laut Mayer-Schönberger für Konsumenten und Unternehmen vor allem die Chance, aus der Fülle der zur Verfügung stehenden Informationen zu lernen und somit „bessere Entscheidungen zu treffen“. Dies gilt sowohl für die Konsumenten, die für sie und ihre Bedürfnisse passgenaue Kaufentscheidungen treffen können, als auch für die Produzenten und Anbieter, die vorhandenes Datenmaterial in der Produktentwicklung aber auch im Marketing nutzen und von einer größeren Kundennähe profitieren können.
Konventionelle Märkte werden durch datenreiche Märkte abgelöst
Der Preis sei somit nicht mehr das entscheidende Kriterium für die Kaufentscheidung. „Wir erleben einen Wandel weg von den konventionellen Märkten, die hauptsächlich über den Preis als wichtigste Entscheidungsgrundlage funktionieren, hin zu datenreichen Märkten, die die Möglichkeit bieten, sich aufgrund der vielen zur Verfügung stehenden Informationen das passgenaue Produkt auszusuchen“, so Mayer-Schönberger. Der Preis und damit auch die Bedeutung des Kapitals rücken dadurch in den Hintergrund. Für Unternehmen sei damit die Chance verbunden, durch neue Vertriebswege wie Onlineplattformen aber auch durch die Analyse und Verarbeitung von bestehenden Kundendaten eine größere Nähe zum Kunden herzustellen und erfolgreicher auf den neuen Märkten zu bestehen. Dies erkläre den großen Erfolg von digitalen Start-Ups, die sich ganz auf dieses Geschäftsmodell konzentrieren und im Sinne der datenorientierten Märkte agieren.
Kaufentscheidung muss beim Kunden bleiben
Die Herausforderungen auf datenorientierten Märkten sieht der Digitalisierungsforscher Mayer-Schönberger vor allem darin, dass die Kaufentscheidung weiter dezentral beim Kunden erfolgen müsse. Durch Internetportale, die dem Konsumenten durch Kaufempfehlungen und Filterfunktionen nur noch jene Informationen und Produkte anzeigen, die seinen vorab eingestellten Interessen entsprechen, werde die Kaufentscheidung aber weg vom Kunden hin zu den großen Anbietern wie Amazon, Google oder Facebook verlagert. Dem müsse die Wirtschaft und die Politik entgegenwirken. Dazu schlägt Mayer-Schönberger etwa eine Datenteilungspflicht vor. Großunternehmen sollten verpflichtet werden, einen Teil ihrer Daten mit kleinen und mittleren Mitbewerbern zu teilen, um eine marktdominante Stellung einzelner Firmen auf den datenreichen Märkten zu vermeiden.
Die Steiermark soll zum Gewinnerland der Digitalisierung werden!
Für Wirtschafts- und Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl war wiederum klar, dass es für die Steiermark als eine der forschungs- und innovationsorientiertesten Regionen Europas möglich ist, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und somit zum „Gewinnerland der Digitalisierung zu werden“. „Damit sind auch Herausforderungen und Hausaufgaben verbunden, die wir erledigen müssen.“ Sie habe daher in allen ihren Ressorts – Wirtschaft, Tourismus, Europa, Wissenschaft und Forschung – einen Digitalisierungsschwerpunkt gesetzt, um den digitalen Wandel in der Steiermark zu fördern und zu unterstützen.
Dies gilt auch für den Geist & Gegenwart Dialogprozess, der sich beim Pfingstdialog am 05. – 07. Juni 2019 in Seggauberg unter dem Titel „Digital Europe. No borders, no limits?“ ganz dem Thema Digitalisierung widmet.