Das ist ja irre! Wenn der Wahnsinn epidemisch wird, heißt er Vernunft.

Profilierter Publizist lieferte kontroversielle Beispiele für „Irrsinn in den Medien“.

Foto Credit: Foto Fischer

Rund 280 Interessierte konnte Wissenschaftslandesrat Mag. Christopher Drexler am 7. März in der Aula der Alten Universität bei einer weiteren Folge der Dialogreihe „Geist und Gegenwart“ begrüßen. Kein Wunder, war der Gast doch hochkarätig und das Thema brisant: Der bekannte deutsche Autor und Publizist Henryk M. Broder lieferte unter dem Titel „Das ist ja irre! Wenn der Wahnsinn epidemisch wird, heißt der Vernunft.“ eine provokante Blattkritik deutscher Medien zur Flüchtlingskrise und ihrer Entwicklung zwischen September 2015 und März 2016. Drexler begrüßte einen alten Bekannten, er hatte Broder schon vor zehn Jahren zu einer Diskussionsrunde nach Graz geladen: „Ich freue mich außerordentlich, Henryk M. Broder heute wieder in Graz begrüßen zu dürfen. Mich fasziniert seine Herangehensweise – Broder widmet sich den wichtigen Themen unserer Zeit in einem globalen Kontext.“

Broder bekannte zu Beginn, zumindest zu einem Viertel Österreicher zu sein: „Meine Mutter stammt aus Krakau, ich bin wohl der einzige Piefke, der einen Käsekuchen von einer Topfentorte unterscheiden kann.“ Dann widmete er sich „Beispielen für Irrsinn aus den Medien“, wobei dies durchaus differenziert zu sehen sei. „Schönheit liegt im Auge des Betrachters, Irrsinn auch – vielleicht bin ja ich der Irre?“ fragte sich der renommierte Publizist und Gastkolumnist der Kleinen Zeitung zu Beginn seiner Analyse. Sein Abriss der medialen Berichterstattung zur Flüchtlingskrise, der vor allem den Umgang der „Bild“ und der „Welt“ mit dem Thema behandelte, reichte von der anfänglichen „Willkommenskultur“ über die Berichterstattung zur „Multi-Kulti-Toilette“ und „Hollywood im Kanzleramt – Clooney berät Merkel“ bis hin zur einer 250.000 Euro teuren TV-Kampagne, die Deutschland in Afghanistan schaltet, um die Menschen vor der Flucht zu warnen und schlussendlich „Flüchtlingskrise, Teil 2“ . „All das zeigt den bipolaren Charakter der Deutschen“, resümierte Broder.

Im Anschluss führten Kleine-Zeitung Chefredakteur Mag. Hubert Patterer und Dr. Ernst Sittinger, Leiter des Ressorts Politik in der Kleinen Zeitung, durch eine angeregte Diskussion. Broders Fazit: „Dieses Europa wird sich in dieser Form nicht mehr lange halten können.“