„Zur Biologie von Denken und Geist“

Geist & Gegenwart, März 2015

Verhaltensforscher lieferte spannende Einblicke in die Denkvorgänge von Mensch und Tier

G&G_Kotrschal_02 (Fotocredit: JOANNEUM RESEARCH)

 

Unter dem Titel „Zur Biologie von Denken und Geist“ gab Univ.-Prof. Dr. Kurt Kotrschal, Leiter der Konrad Lorenz Forschungsstelle und Professor an der Universität Wien, am 9. März im Rahmen der Dialogreihe „Geist und Gegenwart“ faszinierende Einblicke in die „Denkwelten“ von Menschen, Raben, Hunden und Wölfen. Der einladende Wissenschaftslandesrat Mag. Christopher Drexler konnte dabei mehr als 300 interessierte Zuhörer in der Aula der Alten Universität begrüßen. „Der Titel dieser heutigen Veranstaltung berührt den Kern von ,Geist und Gegenwart‘“, so Drexler in seinen einleitenden Worten. Die Dialogreihe feiert heuer einen runden Geburtstag, ihr Grundstein wurde 2005 mit dem ersten Pfingstdialog in Seggauberg gelegt. Der Landesrat nutzte die Gelegenheit, um auf den heurigen zehnten Pfingstdialog hinzuweisen, der sich von 20. bis 22. Mai mit dem Generalthema „Europa.wertvoll“ einer brisanten Fragestellung widmet: „Welche Werte machen Europa und das so genannte Westliche aus?“

Kotrschal spannte den Bogen von der theoretischen Definition von Geist und Denken bis hin zum biologischen Vorteil eines so genannten Stirnhirns bei uns Menschen, das soziale Kontrolle, Moral und Gewissen ermögliche. Der Biologe stellte Jäger- und Sammlerkulturen, die Tiere als beseelte Wesen wahrnehmen, den Kulturen der Buchreligion gegenüber, bei denen der Mensch sich dem unbeseelten Tier überlegen fühle. „Höhepunkt dieser Entwicklung war die Emanzipation des rationalen Menschen von der Natur, die in Descartes ,Cogito, ergo sum‘ gipfelte – scharf geschlossen, aber falsch. Denn Tiere könnten nicht in so komplexen Gesellschaften leben, wie es Wölfe oder Raben tun, ohne zu denken“, erklärte Kotrschal. Seine Schlussfolgerung: „Menschen und Tiere mögen zwar sehr unterschiedlich aussehen, aber das zentrale soziale und kognitive Modell ist ähnlich geblieben oder hat sich parallel entwickelt.

Im Anschluss führte der Wissenschaftsredakteur der Kleinen Zeitung, Norbert Swoboda, durch eine angeregte Diskussion, bei der die Mensch-Hund-, aber auch die Mensch-Wolf-Beziehung zum Thema gemacht wurde.

 

G&G_Kotrschal_14 Hauptsaal (Fotocredit: JOANNEUM RESEARCH)

 

Die Aufnahme vom Livestream ist hier verfügbar.