Warum ziehen junge Menschen in den „heiligen“ Krieg?

Geist & Gegenwart, April 2015

Renommierte Islamforscherin zu Gast bei Geist & Gegenwart

Necla Kelek mit Wissenschaftslandesrat Christopher Drexler; Credit: JOANNEUM RESEARCH
 

 

Unter dem Titel „Warum ziehen junge Menschen in den ,heiligen‘ Krieg“ lieferte die Autorin und Islamforscherin Drin Necla Kelek am 13. April 2015 im Rahmen der Dialogreihe „Geist und Gegenwart“ Erklärungsversuche für das Unbegreifliche. Der einladende Wissenschaftslandesrat Mag. Christopher Drexler konnte dabei beinahe 200 interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer in der Aula der Alten Universität begrüßen. „Die heutige Veranstaltung behandelt ein außerordentlich aktuelles und wichtiges Thema und kann als Prolog für den Pfingstdialog gesehen werden, der von 20. bis 22. Mai 2015 in Schloss Seggau über die Bühne geht“, so Drexler in seinen einleitenden Worten. Der Pfingstdialog widmet sich unter dem Titel „Europa.wertvoll“ der brisanten Fragestellung: „Welche Werte machen Europa und das so genannte Westliche aus?“

Die gebürtige Türkin Kelek spannte in ihrem Vortrag den Bogen vom Thema Integration und Migrationsforschung über die Situation von jungen Menschen in unserer Gesellschaft bis hin zu der Fragestellung, wie der Islam kulturell und traditionell gelebt wird. Die heute weit verbreitete Norm von Diversität und Vielfalt sieht Kelek als „Fehlleistung in der Integrationsforschung. Denn wenn man bestimmte Charakteristika nicht definiert, kann man auch keine genauen Ergebnisse erlangen.“ Von welch immenser Wichtigkeit es sei, dass sich Europa mit dem Thema Integration beschäftige, zeigen die Zahlen. Mehr als 20 Millionen Muslime leben in Europa, 15 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher haben einen Migrationshintergrund. Jugendliche seien aufgrund ihrer Erziehung im Rahmen der sehr traditionellen und autoritären Kultur und Religion oft in der freien Gesellschaft überfordert. „Das führt oft zu einer Flucht nach vorne, diese jungen Menschen versuchen dann, noch bessere Muslime zu werden als ihre Eltern“, so Kelek.

Um einen Paradigmenwechsel herbeizuführen gelte es, Kulturdifferenzen zu überwinden. Woher kommt diese Gewalt? Welche Werte vermitteln wir? Was eint und was unterscheidet uns? „Wenn wir diese Fragen nicht beantworten, kann kein Geld der Welt die verlorenen Söhne und Töchter retten“, mahnte die Autorin.

Im Anschluss führte Stefan Winkler (Kleine Zeitung) durch eine angeregte Diskussion, bei der es um den europäischen Freiheitsbegriff, Bildung als Instrument zur Zähmung religiöser Kräfte und eine Auseinandersetzung mit dem Glauben, der sich laut Kelek auch der Islam stellen müsse, ging.

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